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Aloha Hawaii. Hula und Lei, Baströckchen, Blumenketten und bunte Hemden. Mitten im Pazifik. Wir wollen schauen, ob die Leute dort tatsächlich so aussehen und warum? Aber erstmal hinkommen.

Flug in die Vergangenheit

Morgens um 6 Uhr gings am 11.7.03 in Bangkok los, morgens um 9 Uhr kommen wir in Honolulu an, auch am 11.7. Wir sind seit 24 Stunden ohne Schlaf und in einer völlig anderen Zeitzone. Und wir sind mitten im Pazifik, auf Oahu, einer der hawaiianischen Inseln. Wir recken unsere Hälse, aber keiner hängt uns eine Blumenkette um selbige. Schade. Aber es gibt sie. Nur müssten wir sie uns selbst im Kiosk kaufen. Also radeln wir blumenlos vom Flughafen auf großer Straße nach Honolulu. Hochdruckgereinigte Hochhäuser stehen inmitten von Parkanlagen mit gepflegtem Rasen.

Regeln, Regeln, Regeln

Unser Kulturschock auf Hawaii: Regeln. Überall gibt es Schilder mit Regeln oder Warnschilder über mögliche Gefahren. Wir sind im Hostel in Waikiki und haben Angst! Angst, unsere Rücklage von 20 Dollar zu verlieren. Bei jedem Regelverstoß droht der Verlust der Rücklage. Und alles erscheint uns unglaublich amerikanisch.

Ich sehen einen Windsurfer, der mal eben mitsamt Brett und Segel ein Salto macht. Die besten Surfer und Windsurfer müssen doch aus Hawaii kommen. So viel Wasser und immer irgendwo Wind und Wellen. Wir landen in Waimanola auf einem Campingplatz. Ganze Großfamilien haben hier kleine Zeltstädte aufgebaut. Auf dieser Seite der Insel direkt am Meer ist es unglaublich windig. Richtung Landesinneres stehen hohe, steile, zerfurchte Felsen. Eine tolle Landschaft.

Dick in neuen Dimensionen

Waimanola ist eine kleine Stadt, aber die Versorgungslage ist nicht gerade die beste. 7Eleven oder Mc Donalds. Mehr gibts leider nicht. So enden wir an unserem zweiten Abend bereits bei Mc Donalds. Uwe sitzt mit dem Rücken zur Theke und ich kann nur staunen, wie dick die Menschen hier sind, besonders in der Mitte. Unglaublich unförmig. Dagegen sind sogar die dicksten Kinder von Thailand zierlich. Alles ist relativ.

Uwe: So, 13. Juli 2003, Über den Pali Pass radeln wir zurück nach Waikiki. Besonders schön ist ein kleiner Abstecher von der Hauptstraße mitten durch dichten Regenwald. Riesige Lianen winden sich um dicke Bäume und hängen von den Ästen herab. Unser nächstes Ziel ist „The Big Island“, die „Große Insel“. Dort sind die aktiven Vulkane.

„Big Island“ hat viele Gesichter

Uwe: Wir landen in Kona, Lavawüste. Überall schwarze Steine. Ein bisschen trockenes Gestrüpp. Mit weißen Korallen stehen Grüße auf der schwarzen Lava. Aloha! Wir sind endlich auf der großen Insel. Und haben gleich Vulkangefühl.

Wir radeln südwärts, wollen einmal um die Insel rum. Bald schon haben wir Gelegenheit zum Schnorcheln. Als ich die Masse an Schwimmern und Schnorchlern sehe, schrumpfen meine Erwartungen. Umso mehr bin ich von der Reichhaltigkeit und vor allem der unglaublichen Farbenpracht der Fischwelt überrascht.

Unmittelbar am felsigen Strand ziehen die buntesten Geschöpfe an uns vorbei, die ich je gesehen habe. Ein Fisch ist schillernder als der andere. Als hätte jemand einen Preis auf das ausgefallenste Muster ausgesetzt. Zudem schwimmen die Fische ganz nah an uns vorbei, ohne Scheu.

Auch Korallen gibt es reichlich. Einige Meter entfernt paddelt eine Schildkröte vorbei. Auf Hawaii nichts Ungewöhnliches. Sie suchen gern Stellen in Strandnähe, wo sie vor Haien sicher sind. Beim Schnorcheln sehe ich plötzlich eine Masse recht unbeholfen über die Korallen stolpernd auf mich zutorkeln. Ein dicker Mann versucht mit einem Netz die hübschen Fische zu fangen. Angeblich zum Essen. Wie sieht so ein Fisch wohl auf dem Grill aus?

Schwimm oder stirb

Captain Cook, seltsamer Name für einen Ort. Aber hier ist der bekannte Navigator offenbar gelandet. Und von einem Eingeborenen erschlagen worden. Direkt am Strand, obwohl Hilfe in einem nahegelegenem Boot im Wasser war. Aber er konnte nicht schwimmen und blieb an Land. Dafür steht jetzt ein Denkmal in der Bucht.

Ganz in der Nähe liegt Puuhonua O Honaunau, ein historischer Ort. Offenbar war es schon immer auf Hawaii wichtig, Regeln zu befolgen oder zu schwimmen. Für jeden Verstoß gab es die Todesstrafe. Es konnte aber straffrei davon kommen, wer es schaffte, zu dem „Place of Refuge“ zu schwimmen, wo einen Priester von bösen Geistern freizelebrierten. Wegen der Strömungen im Wasser und der Haie war die Übung allerdings nicht ganz ungefährlich.

Das System basierte weniger auf Gerechtigkeit, als auf der Angst, die Götter zu erzürnen, was Vulkanausbrüche, Flutwellen, Erdbeben oder andere Unannehmlichkeiten befürchten ließ.

Krater und Lava

Es geht weiter Richtung Vulkane. Die Landschaft wechselt, wir entfernen uns von der wellenreichen, windigen Küste und radeln durch eindrucksvolle Lavafelder in verschiedenen Farben. So ein Schildvulkan ist zwar nicht steil, aber stetig gehts bergauf. Auf 1.200 Meter liegt ein netter Campingplatz im Wald. Ganz in der Nähe ist der große Krater des Vulkans Kilauea. Hier ist alles vulkanisch. Der Kraterboden besteht fast völlig aus schwarzer erkalteter Lava. In der Kaldera liegt der Krater des Halemaumau.

Eine Straße führt am Kraterrand entlang durch die wüste Landschaft der Kileauea Caldera. Bis zum Horizont scharze, erkaltete Lava. „Vorhänge aus Feuer“, von denen Reisende im 19. Jahrhundert berichteten, sind heute nicht mehr zu sehen. Doch das heiße Innere des Vulkans drückt sich durch aufdampfendes Wasser, durch „heiße Winde“ aus. Sie steigen an vielen Stellen auf.

Claudia: Jetzt aber endlich zur fließenden Lava. Ich freu mich schon drauf, seit wir Füße und Räder auf Hawaii gesetzt haben. Seit 1983 bricht der Kilauea aus dem PuuOo Krater aus und läßt die Lava über den Hang fließen. Häuser und Straßen wurden von der Lava verschüttet, aber die Lava fließt ganz langsam. Die Bewohner hatten genug Zeit, ihre Sachen zu packen und der Lava Platz zu machen.

Um die Lava zu sehen, müssen wir ganz runter an den Fuß des Vulkans. 1200 Höhenmeter. Nur noch 19 Meilen ist die Straße befahrbar, der Rest wurde schon von der Lava begraben. Auf der Chain of Craters Road gehts bergab. Chain of Craters – Kette von Kratern – die Straße wird ihrem Namen gerecht.

Links und rechts führen Wege zu alten Kratern. Die alten Lavafelder, meist aus den 70er Jahren sehen mal aus wie Kuchenteig, mal wie aufgebrochene dicke Eisplatten in schwarz, als hätte sich ein großer Eisbrecher den Weg gebahnt.

Nach der Hälfte der Strecke sehen wir tief unter uns die Küste. Hohe Wellen peitschen gegen die Lavafelsen. Die Straße führt in langen Serpentinen steil den Hang hinab. Als wir unten ankommen, staunen wir nicht schlecht. Eine riesige Autoschlange, vielleicht hundert Autos parken am Ende der Straße. Jetzt gehts zu Fuß weiter. Kleine gelbe Marker weisen den Weg. Ueber einen alten Lavastrom gehts bergauf. In unterschiedlichsten Formen ist die Lava erkaltet, bildet Muster, Furchen und tiefe Spalten. Das Lavagestein ist splittrig und scharf wie Glas.

Em Ende des markierten Weges angekommen, sehen wir einen grau-schwarzen Lavastrom. Einige glühend orange Stellen verraten, dass dies ein heißer Strom ist. Die Lava fließt!?!? Naja, schon, aber soooo langsam. Mir war klar, dass die Lava hier langsam fließt, aber soooo langsam. Es ist überhaupt kein Problem, ganz nah heranzugehen.

Und die Lava bewegt sich doch


In der Ferne sehen wir zwei breite Ströme den Hang hinunterfließen. Immer wieder lodern Flammen auf, von Methangasexplosionen oder durch brennende Bäume. Hier wird die frische Vegetation auf einem alten Lavastrom erneut von Lava zerstört. Es ist heiß. Der Wind fegt über die heiße Lava und eine Mischung aus kalter und heißer Luft landet in meinem Gesicht. Ich fühle mich wie in einem Backofen, dessen Tür jemand immer wieder aufmacht.

Je dunkler es wird, desto spektakulärer. Aus dem schwarzen, weil an der Oberfläche erkalteten Strom leuchten immer mehr orangeglühende Stellen. Immer wieder bricht die Oberfläche auf und es quillt golden-glühende Lava heraus. Im unebenen Gelände sucht sie sich ihren Weg bis es nicht weitergeht und sie erkaltet. Das sieht toll aus und stundenlang könnte ich der Lava zuschauen, wie sie aufbricht, ausströmt, fließt.

Schlaf auf dem Vulkan

Bequem ist er nicht, der Vulkan, aber wir finden eine Stelle, wo wir uns langlegen können. Der Sternenhimmel ist beeindruckend. Uwe zählt zwölf Sternschnuppen. Auf ganz Hawaii wird nur gelbes Licht verwendet, damit die Profi-Sterngucker auf dem Mauna Kea nicht gestört werden. Die klare Luft mitten im Pazifik tut ihr übriges für einen fantastischen Sternenhimmel. Die Lava fließt ruhig, sie knistert und knackt nur ein bisschen. Es ist Mitternacht. Wir sind inzwischen allein auf dem Vulkan. Zumindest hier. In der Ferne sehen wir noch ein Licht. Ueber dem Berg leuchten die Wolken orangerot. Ich kann mir vorstellen, dass sie vom Krater PuuOo, aus dem die Lava fließt, angestrahlt werden. Um vier Uhr morgens machen wir uns auf, wandern zurück, mit vielen Abschiedsblicken auf die Lava. Mit der Morgendämmerung setzen wir uns völlig erledigt auf die Räder und nehmen den Berg in Angriff.

Runter in den Regen

Die Zeit im Volcano Parc war schön und entspannend mit netten Leuten. Doch jetzt geht es weiter auf die „grüne Seite“ der Insel im Osten. Die Vegetation hier ist phänomenal. Tropischer Regenwald vom Feinsten, große Palmen, Farne, Bäume, bunte Blüten. Ein Fluss fließt ins Meer und große Wellen schwappen zurück, ein Wasserfall plätschert am Fels in den Fluss hinein. Im Wasser sind etliche Bodysurfer auf halsbrecherischen Wellen.

Am nächsten Tag ist alles grau. Regen, Regen, Regen. Wir radeln nach Honokaa. Immer wieder über Brücken. Unter uns sucht sich Wasser den Weg ins Meer. Es regnet den ganzen Tag. Und es ist warm. Dieses Klima ist für die überwältigende Vegetation verantwortlich. Und für die vielen exotischen Blüten Hawaiis.

Die muss man doch einfach aufs Hemd drucken, oder. Denn es gibt sie tatsächlich reichlich: Menschen in Hawaiihemden. Die Hibiskusblüte ist das beliebteste Motiv. Sie findet sich überall, wo Stoffe bedruckt werden, auf Taschen, Decken, Hosen, Hemden…

Weiter geht es zum Waipio Tal. Von einem Aussichtpunkt sehen wir das Tal und die steilen Hänge, die ins Meer hinabfallen. Darüber hängen graue Wolken. Ein bisschen wie England: schlechtes Wetter, tolle Küste.

Wasser marsch
Wir gehen in das Tal und sehen in der Ferne einen großen Trichter im Fels. Hier fällt der höchste Wasserfall von Hawaii. Doch zur Zeit ist er trocken. Uwe stapft voraus, will näher an den Trichter herankommen.

Wir laufen durch dichten Wald und durch ein Flussbett. Gerade in dem Moment, als wir den Trichter endlich wieder sehen, sehe ich, wie am rechten Rand ein weißer Streifen immer weiter hinunterfällt. Und dann folgt auf der linken Seite ein breiterer Streifen. Toll! Der Wasserfall ist „an“.

Hawaii ist vielfältig


Sa, 26. Juli 2003, Die Nordspitze Hawaiis, 95 Kilometer und einige Höhenmeter stehen uns bevor. Wieder sind wir erstaunt, wie sich Klima und Vegetation auf so kurzer Strecke ändern. Aus lauschigem Grün geht es über Waimea an die Nordspitze. Dort und im Westen ist es trocken und heiß.

Und das liegt daran: Es gibt auf Hawaii Pele, die Göttin des Feuers und der Vulkane. Sie ist für die Trockenheit und die Vulkanausbrüche verantwortlich. Dann gibt es noch so einen Kerl mit K. Er ist für Wasser, Regen und Fruchtbarkeit zuständig. Die beiden, Pele und der Kerl mit K, bekämpfen sich gegenseitig, verlieben sich schließlich und teilen sich die Insel auf. Pele regiert über die trockene Seite und die aktiven Vulkane, Der Typ mit K über die andere Hälfte der Insel.

Neben den beiden gibt es noch etliche Verwandte, die für Täler und derlei sorgen. Alle machen ihre Sache sehr gut, denn die hawaiianischen Inseln sind unglaublich abwechslungsreich.

Noch ein letztes Mal campen wir an der Küste inmitten eines großen Familienfestes. Die Atmosphäre ist total nett. Überall Gelächter, Kinder rennen über den Platz, alte Leute werden im Rollstuhl oder an der Hand herumgefürht, zwei dicke Hawaiianer spielen auf klitzekleinen Ukulelen amerikanische Songs. Gleich geht die Sonne über dem Meer unter.

Ironman

Uwe: Auf Ironman-Piste radeln wir nach Kona, durch trockene Steppenlandschaft und weite, schwarze Lavafelder. Der Triathlon ist angeblich auf Hawaii erfunden worden, weil ein Läufer, ein Schwimmer und ein Radler sich in der Kneipe gestritten haben, welche Sportart am Fittesten hält.

Vereinzelt treffen wir Sportradler. Ab September häufen sich hier die Sportler. Dann wird fleißig für den Wettkampf im Oktober trainiert. Offenbar hat bisher auf Hawaii noch keiner die Acht-Stunden-Marke unterschritten. Dabei warten auf den ersten 1 Mio Dollar!

Leben mit Videos und Surfbrettern
Die letzte Nacht vor unserem Abflug nach Seattle verbringen wir bei Dwayne. In seiner Garage hängen reichlich Surfbretter, in seiner Wohnung reichlich Leute rum. Freunde glotzen Video, seine Tochter und der Nachbarjunge spielen Verstecken. Alle anderen rennen mal hierhin, mal dorthin. Gehen raus, kommen zurück, legen eine neue Videokassette ein. Dwayne zieht los, um Pizza zu holen. Kaum stehen die drei großen Pizza-Kartons in der Küche, fallen auch schon alle darüber her. Wir haben das Gefühl, mitten im amerikanischen Leben zu sitzen. Wohl fühlen wir uns dabei allerdings nicht. Erst spät kehrt ein bisschen Ruhe ein und wir können uns noch mit Dwayne unterhalten, bevor er übermüdet in die Falle kriecht.

Das war ein seltsamer Besuch kurz vor unserem Abflug nach Seattle.