Wir über uns


Wir über uns


Wir, das sind Claudia Klein-Hitpaß und Uwe Rotter. Lest hier, warum wir diese Weltreise geplant haben. Mit welchen Gedanken und Gefühlen wir damals gestartet sind. Und was wir rückblickend über unsere großartige Reise denken.

Das Foto entstand übrigens am Mekong in Vientiane, Laos.


Warum ein Album amicorum?

Claudia

Claudia: Viele Menschen erzählen gern von sich selbst. Mit der Reise möchte ich einen Einblick in andere Kulturen der Welt bekommen. Was liegt also näher, als möglichst viel zu fragen und sich erzählen zu lassen. Was träumen die Menschen, was haben sie für Wünsche und für Ideen?

In den Medien hören wir von einem Land und den Menschen immer nur dann etwas, wenn Fürchterliches oder Extremes passiert. Für die kleinen, alltäglichen und oft eben auch schönen Dinge bleibt da kein Platz. Sie sind nicht Außergewöhnlich genug. Das verzerrt die Wahrnehmung und das Bild von Menschen anderer Kulturen und Länder.

In unserem Welt-Freundschaftsbuch möchten wir unsere Begegnungen zusammen stellen und für andere lesbar machen. Schön wäre es, wenn wir damit einen kleinen Beitrag zum Verständnis der Kulturen untereinander leisten können.

Warum reisen?

Ich stand mit 16 Jahren auf dem Empire State Building und war schwer beeindruckt von dieser riesigen und multikulturellen Stadt New York, fragte mich, was bloß, wenn deine große Liebe sich irgendwo ganz anders in der Welt aufhält, du kommst nicht hin und lernst ihn niemals kennen – romantische 16 Jahre eben.

In der Oberstufe musste wir uns im Kunstunterricht mit weißem Papier selbst darstellen und uns mit unserer Darstellung fotografieren. Was für eine beknackte Idee, dachten wir. Heute kann ich mich aber gut daran erinnern. Ich schnitt Menschenketten aus Papier aus, stellte sie in mehreren Kreisen auf, setzte mich in eine Kette selbst hinein und schaute in die anderen. Würde ich jemals einen Einblick in andere Kulturen bekommen?

Und dann das Buch von Elena Erat und Peter Materne. Endlich zwei Weltreisende, die nicht als Einzelkämpfer allein gegen den Rest der Welt Grenzerfahrungen suchten, sondern offen auf die Menschen zugingen. Noch dazu mit dem Fahrrad – der besten Möglichkeit zu reisen. Großartig. Ich hab das Buch gesehen, gekauft, gelesen und seitdem war klar: Das will ich auch.

Den Mann fürs Leben habe ich schon. Deshalb muss ich nicht mehr um die Welt. Aber der Wunsch nach einem Einblick in andere Kulturen, das Fernweh und die Reiselust – das alles ist immer noch da und wird mit jeder Reise immer stärker.

Am liebsten würde ich jedes Land der Welt besuchen. Doch ich möchte nicht durch die Länder huschen, sondern Zeit haben, sie kennen zu lernen.


Andere Kulturen

Uwe: Ein Tisch, neun Personen und sechs verschiedene Nationalitäten. Ich werde nie diese Besprechung an meinem ersten Arbeitstag am Fraunhofer IAO vergessen. Durch meine damalige Arbeit, aber auch durch verschiedene Fahrradtouren konnte ich eine Reihe von europäischen Ländern bereisen und habe dadurch zahlreiche Einblicke in verschiedene Landeskulturen gehabt. Trotz regionaler Unterschiede gab es natürlich auch viele Gemeinsamkeiten. Oft machen aber gerade diese Unterschiede den besonderen Reiz der Begegnungen aus. Wenn wir nun Ländern bereisen, wo die Unterschiede größer sind, müsste das Reisen dadurch doch eigentlich noch reizvoller sein, oder?

Mit dem Fahrrad reisen

Dass sich das Fahrrad für Begegnungen in fremden Ländern am besten eignet, ist nach all unseren bisherigen Fahrradreisen durch Europa für uns keine Frage. Dabei ging es uns nie um sportliche Leistungen, sondern einfach um die angenehmste Art und Weise zu reisen und Land und Leute kennenzulernen. Uninteressante Strecken auch mal mit anderen Verkehrsmitteln zurückzulegen ist für uns kein Tabu. Im Gegenteil, oft ergeben sich gerade bei Fahrten mit Bahn und Bus besondere Begegnungen. Letztlich muss in der Reiseplanung aber viel Platz für spontane Entscheidungen sein. Und das geht mit dem Fahrrad immer noch am besten.

Der große Plan

Den letzten Kick für die Planung unserer Reise bekamen wir während einer Fahrradtour in Griechenland. Auf einem Campingplatz kamen wir mit einem Paar ins Gespräch, die gerade mit dem Fahrrad von Amsterdam nach Indien unterwegs waren. Claudia und ich waren uns einig: jetzt fangen wir an, unsere eigene Reise zu planen.

Jetzt mal Europa verlassen und immer weiter radeln, das ist momentan noch ein aufregender Traum. Aber mit Träumen ist das ja so eine Sache. Sobald man sie lebt, sind es keine mehr. Und dass die Wirklichkeit anders aussieht als der Traum, liegt auf der Hand. Dass er auch Kratzer bekommt und mal weh tut, darauf müssen wir uns einstellen.


Traum und Wirklichkeit – ein kurzer Rückblick

Inzwischen ist die Reise längst vorbei. Auch nach fast 20 Jahren sind wir immer noch überglücklich, dass wir diese Reise machen und eine Welt voller hilfsbereiter und liebenswerter Menschen erleben durften. Besonders intensive Bekanntschaften machten wir, wenn wir etwas länger an einem Ort blieben. Sei es, weil wir uns die Landessprache aneignen wollten oder schlicht weil einer von uns krank war.

Außergewöhnlich war auch diese große Freiheit, fast täglich zu entscheiden, wie die Reise weitergeht. Die Kehrseite dieser Freiheit ist allerdings, dass wir auch ständig zwischen verschiedenen Optionen wählen mussten. Eine Entscheidung für eine Richtung war ja gleichzeitig auch eine Entscheidung gegen mehrere andere Richtungen. Die Entscheidung „gegen“ den Salar de Uyuni in Bolivien hat sich bei uns tief eingeprägt, weil uns anschließend viele andere Reisende vorgeschwärmt haben, wie großartig dieser Salzsee sei. Trotzdem trauern wir unserer Entscheidung nicht nach, denn schließlich hatten wir durch die Wahl unserer Route abseits des Salars die Möglichkeit, auch noch Afrika für ein paar Monate zu bereisen.

Das Fahrrad hat sich auch auf dieser Reise als das ideale Fortbewegungsmittel für uns herausgestellt. Damit konnten wir einerseits einige Kilometer pro Tag zurücklegen. Andererseits waren wir flexibel, auch mal ein Stück auf einer LKW-Pritsche, einem Bus oder mir der Bahn zu fahren. Und das wichtigste: es war leicht, mit den Menschen unterwegs in Kontakt zu treten.

Unsere Erfahrungen sind wieder zu einem Traum geworden. Aber eher zu einem Kopf-Kino. Wenn wir die Augen schließen, können wir sehr viele unserer wunderbaren Erinnerungen lebendig werden lassen. Ein großer Schatz, den wir in uns tragen und niemals verlieren werden.