Laos


Laos > In der Hauptstadt Vientiane


Wir erleben Laos als ein nahezu autofreies Land. Das bedeutet unglaubliche Stille, Off-Road und Staubpisten, fröhliche Menschen. Laos ist ein Traum für Reiseradler, die sich gern abseits ausgetretener Pfade bewegen wollen.

Vientiane – Hauptstadt am Mekong

Uwe: Gut gelaunt machen wir uns am 7. März Richtung Laos auf, in der Hoffnung, gleich ueber die Thai-Lao-Freundschaftsbrücke zu radeln. Aber das ist nicht erlaubt. Und auch Claudias Hartnäckigkeit kann die Grenzbeamten nicht umstimmen. Na wenn es denn sein muss, dann packen wir eben Räder und Gepäck für zwei Kilometer in einen Bus. Schade.

In Vientiane muss ich immer wieder an Andrews Worte denken. Der in Thailand sesshafte Brite hat immer wieder mit tiefster Überzeugung davon gesprochen hat, dass es nichts, aber auch gar nichts in Vientiane zu sehen gibt. Und es ist in der Tat erstaunlich, welche kleinstädtische Ausstrahlung diese Landeshauptstadt hat. Obwohl wir absolut zentral wohnen, erinnert die Umgebung mit ihren kleinen Häusern, kleinen Straßen und den vielen Pflanzen an eine Vorortsiedlung. In unserem Hostel gibt es eine hübsche und ruhige Veranda mit Palmen und reichlich anderem Grünzeug drumherum. Dort verbringen wir viel Zeit mit Lesen und Abhängen.

Mit dem Fahrrad können wir in wenigen Minuten das Zentrum verlassen und dann gleich das Gefühl bekommen, auf dem Land zu sein. Aber das macht auch gerade den besonderen Charme von Vientiane aus. Speziell ist auch der vorbeifließende Mekong. Jetzt zur Trockenzeit ist der Wasserstand sehr niedrig. Vor Vientiane liegt eine riesige Sandbank. Viele Leute spazieren über den kilometerlangen Strand oder spielen Fußball.

Jeden Abend schwitzen mindestens 100 Leute fleißig beim Aerobic. Unser Nordsee-Gefühl wird noch durch das momentan kühle und bewölkte Wetter verstärkt. Jedenfalls ist es schön, den Blick weit über das gigantische Flussbett schweifen zu lassen.

Kultur in Laos – traditionell und modern

Claudia: An unserem ersten Abend auf laotischem Boden gönnen wir uns gleich ein frisch gezapftes Bier Lao. Ausgesprochen köstlich. Wir sitzen gegenüber der Kulturhalle, einem großen, klotzigen Gebäude in gold-weiß mit gräßlichen braun-getönten Scheiben. Soll wohl imposant aussehen. Vor der Halle stehen Essenstände, schick gekleidete Menschen laufen umher. Wir beschließen, uns die Sache genauer anzuschauen.

Drinnen findet eine Modenschau statt. Die Klamotten auf der Bühne sehen für uns irgendwie genauso aus wie die Klamotten um uns herum. Nur die Kennerin sieht vielleicht Unterschiede? Die Frauen tragen dunkle lange Röcke mit einem breiten und musterreichen Rand als Abschlus. Der Stoff sieht oft sehr schwer und edel aus und man könnte meinen, dass es sich um Sonntags- oder Festtagskleidung handelt. Aber in Vientiane laufen fast alle Frauen den ganzen Tag in diesen schicken Röcken herum. Nur die jungen Mädels tragen Jeans. Aber auch zur Schuluniform gehört obligatorisch der dunkle Rock.

Und doch gibt es eine Ausnahme. Die sitzt neben mir in der Kulturhalle. Eine junge Frau in einem weißen Nachthemd mit kleinen Giraffen und Elefanten drauf (zum Glück keine Bärchen). Das ist wirklich witzig und zeigt, dass es mit der Kleidung wohl doch nicht so streng ist. Sie ist schwanger, vielleicht passt sie auch in den Standardrock einfach nicht rein. Jedenfalls gefällts mir, dass die Leute hier ganz schick oder im „Schlafanzug“ in der Kulturhalle sitzen.

Eine Woche später schlendern wir wieder in die Culture Hall . Diesmal ist sie gestopft voll mit Teenies. Beim Dance Contest ist eine Riesenstimmung. Fast jede Band wird grölend und kreischend begrüßt. Eine Band hat leider Pech. Die Technik schafft es nicht, ihren Song einzuspielen. Immer wieder dröhnen die Lautsprecher los, aber es ist einfach nicht der richtige Song. Die Mädels auf der Bühne lächeln verlegen dazu. Als es nach 6-8 Versuchen doch losgeht, hat kurze Zeit später die CD einen Hänger.

Diese Währung!

Ich springe von unserem leckeren Frühstück mit dem knusprigsten Baguettebrot seit fünf Monaten auf und radel zur Bank. Die hat samstags nur bis 11 Uhr geöffnet und wir wollen doch noch Scheinchen der Landeswährung ergattern. Da stehe ich nun, ohne Tasche und muss diese Stapel Kip-Scheine irgendwie verstauen. Es sind alles 5000er-Scheine und 5000 Kip sind ungefähr 50 cents! Eine Frau deutet auf ihren Busen, vielleicht dahin? Nee, das geht nicht, mein BH hängt auf der Leine. Ich schaffe es, alles vorne und hinten in die Taschen meiner Jeans zu stopfen und radel wieder zum Frühstück. Dort wartet Uwe mit der rettenden Lenkertasche in die ich meine Beute abwerfen kann.

Raus aus der Stadt

Uwe: Di, 18.3.03. Nach einigen gemütlichen Tagen in Vientiane genießen wir noch ein letztes Mal ein fantastisches Frühstück in Vientiane und wollen heute weiterradeln. Da spricht uns ein Paar aus Holland an. Die beiden sind als Rucksackreisende losgezogen, in China aufs Rad gekommen und waren radelnd schon sieben Monate in Südamerika unterwegs, hatten Heimweh nach Asien und sind jetzt wieder hier. Wir quatschen und quatschen und es wird immer später. Dabei wollen wir noch topografische Karten vom National Geographic Service kaufen. Dort geht es sehr bürokratisch zu. Mich erinnert die Situation an den Post-Schalter der Touché Comics. Eine Frau schläft auf dem Tresen, auf dem auch ein dickes Buch mit den Karten liegt. Sie zeigt überhaupt keine Anstalten, uns zu helfen. Erst als wir uns selbst durch das Buch gewühlt haben und nun wissen, welche Karten wir kaufen wollen, deutet sie an, dass wir eine Art „Bittschreiben“ brauchen. Sie zieht einen dicken Ordner hervor, der voll ist mit Anfragen nach Karten. Claudia schreibt schnell ein paar Zeilen zusammen. Nein, reicht nicht, es muss ein Stempel des Direktors drauf. Jetzt will die gute Frau offensichtlich auch noch Mittagspause machen. Sie will ständig weggehen. Während Claudia die Frau daran hindert, durch die Tür zu entfleuchen, laufe ich los, den Direktor zu suchen. Der ist aber auch schon weg, ich soll um 14 Uhr wiederkommen. Das ist viel zu spät, knapp 100 Kilometer Strecke liegen vor uns. Endlich hilft uns eine weitere Frau. Widerwillig rückt die für-die-Mittagspause-aufgewachte-Kartenhexe endlich die Karten raus. Meine Güte. Endlich gehts los.

Uwe: Kaum sind wir raus aus dem Stadtgebiet wird es unglaublich ruhig auf der Strasse. Dabei ist es die Route 13 DIE Nord-Süd-Achse von Laos. Die Menschen in den Dörfern, vor allem die Kinder rufen eifrig „Sabbai-dii“. Sie stecken sich dabei gegenseitig an zu einem lauten Kinder-Kanon.

Wir kommen aus dem Winken gar nicht mehr raus. Erst überholen wir eine lange Schlange von uniformierten radelnden Schülern, die Mädels oft mit Sonnenschirm und zu zweit auf dem Rad. Dann kommt uns eine Masse Radler entgegen. An der Abzweigung zur Schule wimmelt es von schwarz-weiß-gekleideten Schulkindern auf Fahrrädern.

Nach drei Radeltagen verlassen wir die Route 13 und biegen ostwärts auf die Strasse 8, die bis nach Vinh, Vietnam führt. Kaum eingebogen ist es nur noch toll: noch weniger Verkehr, Urwald, bizarre Kalkfelsen.