Kelong eröffnete das erste Gästehaus in Kampot. Im Alter von 65 Jahren begann er, für seine ausländischen Gäste englisch zu lernen.
„Nur keine Eile. Löse ein Problem Schritt für Schritt.“
Mein Geburtsort
Ich bin in der Provinz Kampong Chnang geboren, 91 Kilometer von Phnom Penh entfernt. Ich bin halb Chinese, halb Kambodschaner. Mein Vater stammt aus China, meine Mutter aus Kambodscha. Mir gefällt Kampong Chnang, die Stadt und die Tatsache, dass es dort viele Fische gibt.
Wo lebst Du heute?
Heute lebe ich in Kampot im Süden Kambodschas. Mir gefällt Kampot. Wir haben viele Resorts und Naturparks in der Nähe. Wir haben gute Meeresfrüchte und viele Früchte. Ich glaube, in dieser Provinz, hier im Süden, haben wir das beste Klima Kambodschas. Und die Menschen sind klug, freundlich und ehrlich.
In Kambodscha gefallen mir auch Siem Reap und die Tempel von Angkor.
Vor dem Krieg war Kambodscha ein starkes Land. Es gab viele intellektuelle Menschen. Zur Zeit der Roten Khmer starben fast alle. Aber mein Land wird jetzt gut, Jahr für Jahr besser und besser. Die Korruption nimmt jeden Tag ab.
Ausländische Besucher sind gut für Kambodscha.
Was weißt Du über Deutschland?
Viele Deutsche besuchen Kambodscha. Sie mögen Bier. Ich kenne ein deutsches Ehepaar aus Nürnberg. Sie luden mich ein, sie zu besuchen, und sie würden für den Flug und den Aufenthalt bezahlen. Aber ich weiß, dass es sehr teuer ist.
Was feierst Du gern?
Wir feiern das kambodschanische Neujahr und das chinesische Neujahr. Wir bieten Essen an, gehen in die Pagode. Im chinesischen Buddhismus haben wir vier wichtige Orte des Respekts: 1. Gott, 2. die Haushälter, 3. den Geist des Landes, 4. die Vorfahren (alte Eltern)
Die wichtigsten Feste sind für mich das chinesische Neujahrsfest und das Wasserfest im Oktober. Wir dürfen die Feierlichkeiten nicht verpassen. Das sind Feste, die überall auf der Welt für alle Chinesen am selben Tag gefeiert werden.
Bist Du schon einmal gereist?
Ich war noch nicht im Ausland. Ich war in Siem Reap und Phnom Penh. Ich habe fünf Jahre lang in einem Zollamt in Siem Reap gearbeitet. Zu Zeiten von Pol Pot haben wir alles verloren. Nach Pol Pot habe ich in einer Salzproduktionsfirma gearbeitet. Nach meiner Pensionierung im Jahr 1992 eröffnete ich das erste Gästehaus von Kampot und begann, Englisch zu lernen.
Wohin würdest Du gern reisen?
Ich kann mich nicht entscheiden, vielleicht Frankreich oder Deutschland. Denn ich kann Französisch sprechen und die Deutschen sprechen langsam und deutlich Englisch.
Wie bewegst Du Dich fort?
Vor dem Krieg hatte ich ein Auto. Mein Lebensunterhalt war gut. Aber alles wurde von den Roten Khmer eingenommen. Heute habe ich ein kleines Motorrad.
Mit wie vielen Menschen wohnst Du zusammen?
Drei Personen, meine Frau, ich und mein Koch. Nebenan wohnen meine Tochter und meine Enkelkinder. Ich habe fünf Kinder. Alle haben eine gute Arbeit. Ein Sohn ist noch an der Universität und studiert IT und Englisch.
Was machst Du besonders gern?
Wenn ich allein bin, plane ich, zu Hause etwas zu arbeiten, etwas zu reparieren. Abends liege ich gerne in der Hängematte. Zusammen mit Freunden und Familie esse und trinke ich gerne etwas.
Was war in den letzten Wochen war besonders schön?
Ich hatte vorher viele Gäste. Vor einem Monat war jeder Tag ausgebucht. Aber jetzt, wegen des Irak-Krieges und wegen SARS, gibt es viel weniger Besucher.
Was wäre Dein sehnlichster Wunsch?
Ich habe keinen Wunsch. Ich bin ein wenig alt und meine Kinder haben alle einen guten Job. Ich bin glücklich.
Hast Du eine Botschaft oder einen Rat für unsere Leser oder uns?
Trinkt nicht zu viel.
Wenn wir etwas falsch machen, müssen wir ehrlich sein. Es ist gut, frei und ehrlich zu leben. Wir sollten glücklich sein, nicht traurig. Wenn wir ein Problem zu lösen haben, können wir es langsam lösen, eins nach dem anderen. Eile hingegen ist ein großes Problem. Wir sollten Probleme Schritt für Schritt lösen.
Kelong, 72 Jahre alt, Kampot, Kambodscha, 4. Juni 2003.