Wir haben Saji im Fremdenverkehrsbüro in Kovalam, Südindien, getroffen. Wir wollten nur einige praktische Informationen, aber schließlich sprachen wir stundenlang über unsere Länder und die kulturellen Unterschiede. Vielen Dank, Saji.
„Wir können viel lernen, wenn wir die Familie beobachten. Die Familie ist wie die Finger an einer Hand, alle sind verschieden.“
Wo bist Du geboren? Was gefällt Dir an der Region?
Ich bin in Kovalam geboren. Mir gefällt der Tourismus hier. Dass die Menschen aus der ganzen Welt kommen. Und mir gefällt die indische Kultur und die Vielfalt aller Religionen. Ich bin Hindu, aber ich gehe auch in Moscheen oder Kirchen. Die Hindi-Religion stellt keine strengen Regeln auf, man muss seine eigenen Visionen und Interpretationen entwickeln. Jeder hat die Chance, die guten Dinge seiner Religion (und die schlechten Dinge) aufzugreifen. Ich kann selbst entscheiden, was gut und was schlecht ist. Für gute Visionen muss man nicht gut gebildet sein, aber Bildung hilft, Experimente durchzuführen. Und bei Eignung können wir Dinge aus Europa adaptieren. Freude beruht auf Herz und Verstand, nicht auf Luxus. Geld ist zum Leben notwendig, aber es macht nicht glücklich.
In Indien ist die Familie wichtig. Manchmal leben 65 Menschen an einem Ort zusammen. Familie ist der Himmel. Die Großeltern erziehen die Kinder traditionell. Wir können viel lernen, wenn wir die Familie beobachten. Die Familie ist wie die Finger an einer Hand, alle sind verschieden.
Hast Du eine Vorstellung von Deutschland?
Es ist ein sehr gutes Land, z.B. in Bezug auf Kultur, Wirtschaft, Freiheit und Unabhängigkeit (was ein Unterschied zu Indien ist).
Was feierst Du?
Onam – Staatsfest in Kerala
Geburtstag – nur ein kleines bisschen (schönes Abendessen)
Was war Deine weiteste Reise?
Uttar Pradesh (nördlicher Bundesstaat Indiens, etwa 3.000 km entfernt).
Was war Deine schönste Reise?
Zu einer Zeit, als ich nicht in der Lage war, weiter in der Schule zu lernen, begann ich, meine örtliche Umgebung durch zahlreiche Tagesausflüge in Gehdistanz zu erkunden und lernte ganz andere Dinge als in der Schule, z.B. wie man auf eine Kokospalme klettert. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht. Nach etwa einem Jahr ging ich an eine andere Universität zurück und schloss mein Studium sehr erfolgreich ab.
Wohin würdest Du gern einmal reisen?
Zum Neyyar-Damm (Hill Resort in den Bergen von Kerala).
Welche Verkehrsmittel nutzt Du?
Um zur Arbeit zu gehen, laufe ich etwa 15 Minuten weit. Manchmal nehme ich den Bus, um nach Thiruvananthapuram (etwa 15 Kilometer entfernt) zu fahren.
Lebst Du mit anderen Menschen zusammen?
Ich lebe mit meinen Eltern, zwei Brüdern und meiner Schwester zusammen.
Was machst Du gern in Deiner Freizeit?
Ich spiele mit Freunden Fussball.
Was genießt Deinem Leben?
In einen Tempel zu gehen, insbesondere in den Shri Panduanabhaswamy-Tempel in Thiruvananthapuram. Mein Lieblingsgott ist Shiva, der Gott der Natur und des gesamten Universums. Die Liebe meiner Mutter.
Hast Du einen oder mehrere besondere Wünsche?
Früher wollte ich Rechtsanwalt werden. Jetzt möchte ich Tourismusmanagerin werden.
Gibt es etwas, das Du uns und den Lesern des „Album amicorum“ mitteilen möchtest?
Reine Liebe ist das Maximum, nach dem man sich sehnen kann. Sie ist das Echte.
Saji N., 23 Jahre alt, Tourismusberater in Kovalam, Südindien, 1. Oktober 2002.